Die ältesten Bergmannslieder, die sogenannten "Bergreihen", sind uns aus dem 15. Jahrhundert überliefert, die bergmännischen Volksliedtraditionen dürften aber noch wesentlich älter sein. So machten sich die Hauer ihre schwere und eintönige Arbeit etwas erträglicher, indem sie ihre Schlägel oft im Takt "lieblicher bergkgsäng" schlugen (nach "De re metallica", Agricola, 1557).

Auch außerhalb der Gruben gewann die Musik eine große Bedeutung für die bergmännische Gemeinschaft. Gesungen wurde bei christlichen Andachten vor und nach der Schicht, bei Bergfesten, Fürstenbesuchen und anderen Anlässen. Dazu erklangen die "bergmännische Harfe", Zitter und Triangel, später waren auch Violinen und “Bassgeigen" gebräuchlich. Solange den Bergleuten das Spielen auf Blasinstrumenten verboten war (dies war dem Stadtmusiker und seinen Leuten vorbehalten), bliesen sie sogar auch auf ihren zusammengerollten Arschledern.

Die erste Erwähnung der Bergsänger in Freiberg stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Seit dieser Zeit sind Bergsängergruppen (meist vier bis zehn Sänger) auf Veranlassung des Landesherren gebildet worden, die unter anderem bei höfischen Anlässen in Freiberg oder Dresden "mit ihrem Gesange aufzuwarten" hatten und gelegentlich auch an andere Fürstenhöfe ausgeliehen wurden.

Oft machten die Bergmusikanten dem Freiberger Stadtmusikus Konkurrenz, was zu ernsthaften Auseinandersetzungen führte, so dass der Freiberger Stadtrat mehrmals (z.B. 1596, 1685, 1709) und 1740 sogar der sächsische Kurfürst einschreiten und die "Zuständigkeitsbereiche" von städtischen und bergmännischen Musikanten klar abgrenzen mussten. Wiederholt erregten “unzüchtige Gesänge und üble Bierfidelei” die Gemüter der Freiberger Bürger, weshalb den Bergleuten das Musizieren verboten wurde, sofern sie dafür keine Genehmigung hatten. Schließlich wurden die Bergsänger unter die Aufsicht des Oberbergamtes gestellt. Oberberghauptmann Abraham von Schönberg (Amtszeit:1676 bis 1711) erließ 1683 eine erste "Bergsängerordnung", mit der die musikalische Qualität und ein sittliches Auftreten der Bergmusikanten gewährleistet und der Bergmusik wieder zu Ansehen verholfen werden sollte.

Bergleute und andere als solche verkleidete Musikanten zogen auch außerhalb der Bergbaureviere durchs Land, sangen Bergmanns- und Volkslieder und spielten mit Instrumenten zum Tanz auf. Zum Beispiel waren sie lange Zeit auf den Leipziger Messen vertreten. Besonders in Krisenzeiten des Bergbaus fanden stimmbegabte Bergleute, als "Waggieher" (Weggeher) oder "Fatzer" (von mittelhochdeutsch fatzen = possenreißen) bezeichnet, auf diese Weise einen abwechslungsreichen Nebenverdienst.

Seit Ende des 18. Jahrhunderts verdrängte die instrumentale Bergmusik den Berggesang. In Freiberg zum Beispiel wurden1794 auf "höchsten Befehl" (des Kurfürsten) die Bergsänger mit einer rivalisierenden Bergmusikanten-Gruppe zum "neuen Berghautboistenkorps" (von frz. haut = hoch, bois =Holz) vereinigt - einmal, um die ewigen Streitereien zwischen ihnen zu beenden, zum anderen schien auch die musikalische Qualität beider Gruppen dringend verbesserungsbedürftig gewesen zu sein. Man muß jedoch bedenken, dass diese Musikanten in erster Linie anfahrende Bergleute waren, die recht wenig Zeit zum Proben hatten.

Eine besondere Förderung erhielt die Bergmusik durch den Oberberghauptmann Freiherr von Herder (Amtszeit: von 1821 bis 1838): 1827 erließ er die Anordnung, dass in den sächsischen Bergbaurevieren alle bekannten Bergmannslieder gesammelt und aufgeschrieben werden sollten. Auf seine Weisung hin erhielten begabte Instrumentalisten privaten Musikunterricht und wurden von der Bergwerksarbeit freigestellt, um in der Bergkapelle mitwirken bzw. an der Singstunde des Schulchores teilnehmen zu können.

Das Bergmusikkorps hatte zeitweise auch städtisch musikalische Verpflichtungen. Seine Tradition ist mit dem Bergmusikkorps "Saxonia" bis heute lebendig geblieben. Von den zahlreichen Bergmannsliedern fanden einige Einzug in das Repertoire zahlreicher Gesangsvereine und Chöre. Viele "Bergreihen", Bergmannschoräle, Arbeitslieder und Lieder über die manchmal recht ausgelassene Geselligkeit der Bergleute gerieten aber leider in Vergessenheit.